Kölsche Panini

Im Jahr 1854 lässt sich der Pariser Fotograf und Erfinder Andrè Adolphe-Eugène Disdéri etwas patentieren, was weltweit zu einem gesellschaftlichen Bilderrausch führt: die Carte de Visite. Die auf einen Karton montierten kleinen Portraits sind handlich, erschwinglich – und schnell ein Kassenschlager. Im Format von etwa 11 x 6 cm werden die Bildchen begeistert gesammelt, getauscht und verschickt. Besonders angesagt sind zu der Zeit passende, vorkonfektionierte Einsteckalben – mal schlicht, mal prachtvoll – und je besser bestückt, desto wertvoller. Als Frühform der Visitenkarte oder auch des Autogramms oder des Panini bedienen sie die jahrhundertealte Leidenschaft des Menschen (Bildchen) zu sammeln und die Alben gelten als Frühform des Fotobuchs.

Das PhotoBookMuseum in Köln nimmt sein zehnjähriges Bestehen zum Anlass, den Carte de Visites eine Ausstellung zu widmen: es zeigt Portraits, die zu diesem Zweck zwischen 1861 und 1928 in zahlreichen Kölner Fotoateliers entstanden sind. Immerhin waren in der Domhauptstadt zwischen 1949 und 1918 insgesamt 426 Photographinnen und Photographen registriert!!

Und nicht nur das Thema, auch die Art der Ausstellung ist charmant, sehenswert und „volksnah“: die Körnerstraße in Köln-Ehrenfeld ist Portrait-Parcours! Ehrenfelds beliebte Straße wird zur In-und Outdoor-Ausstellung STUDIO COLOGNE – und fast jede Hausnummer macht mit. Auf gestalteten Panels, auf Mauern oder in Fenstern, in Hinterhöfen, auf Dachböden und in Ladenlokalen werden rund 180 Kölner Photoateliers aus dem 19. Jahrhundert vorgestellt und interaktiv erlebbar.

Öffnungszeiten: Freitag bis Sonntag 14 bis 21 Uhr. Die Ausstellung ist noch bis zum 23. Juni zu besuchen!

Das Cafe des Bunker K101 am Ende des Parcours ist an diesen Tagen bis 22 Uhr geöffnet – und ebenfalls ein Geheimtipp.

Besonders zu empfehlen: die Director’s Führung mit Markus Schaden, Gründer des PhotoBookMuseums – kenntnisreich, anschaulich und mit vielen kölschen und anderen „Anekdötschen“ vom Feinsten macht er den Portrait-Parcours zu einer spannenden Zeitreise.

2 Comments
  • Barbara
    Posted at 09:31h, 30 Mai Antworten

    Was für ein schöner Beitrag, liebe Christiana. Interessant und informativ und der Vergleich mit den Panini Bildern, sehr witzig.

    • Christiana Tschoepe
      Posted at 14:21h, 30 Mai Antworten

      Danke liebe Barbara! Ich war an dem Tag in der Körnerstraße in einer „inspirierenden“ Begleitung 🙂 🙂

Post A Comment